Nikolaikapelle Saalfeld OT Köditz

Manfred Oberländer
Nikolaikapelle Saalfeld OT Köditz

Adressdaten


  • Kapellenstraße 8
    07318 Köditz

Daten & Fakten


  • Baujahr: 12. Jhdt.
  • Baustile: Romanik, Barock, Spätgotik
  • Besonderheiten: Als ältestes und zugleich wertvollstes Ausstattungsstück präsentiert sich noch an ursprünglicher Stelle in der halbkreis-förmigen Apsis ein spätgotisches Altartriptychon, welches um 1520 entstand und, abweichend von der üblichen Form, ausschließlich aus Tafelmalereien besteht. Auf der Mitteltafel erscheint Maria mit Kind als Himmelskönigin zwischen den Heiligen Laurentius und Florian. Die beiden Flügel sind mit den Darstellungen der Apostel Philippus und Jakobus geschmückt.
    Bei der umfangreichen Renovierung von 1682 erhielt der kleine Flügelaltar eine barocke Umrahmung aus Ornamenten und Inschriftkartuschen.

Beschreibung


Der nach seiner Eingemeindung im Jahre 1946 zum Stadtgebiet Saalfeld gehörende Ortsteil Köditz wurde unter der Bezeichnung Chotizi in einer Urkunde des Benediktinerklosters Saalfeld von 1074 erstmals urkundlich erwähnt.
Mittelpunkt der auf der östlichen Saaleterrasse liegenden und im Mittelalter gelegentlich auch Fernköditz genannten Siedlung – im Unterschied zu einer auf dem gegenüberliegenden westlichen Ufer befindlichen und im 15. Jahrhundert aufgelösten Siedlung Nähernköditz - ist heute noch die malerisch am Dorfplatz stehende Kapelle, die einst dem heiligen Nikolaus geweiht war. In einer Urkunde von 1383, in der sie erstmals Erwähnung fand, erhielt das Marienhospital in Saalfeld aus der Hand des Grafen Günther XV. von Schwarzburg das Patronat über die Kapelle. 1383 übergaben die Grafen Heinrich der XXIII. und Günther XXVIII. von Schwarzburg das Gotteshaus dem Saalfelder Stadtrat als freies Eigentum. Damit übernahm der damalige Rat neben allen Rechten auch die Pflichten ihrer baulichen Erhaltung.
Die Kapelle besteht aus einem kleinen rechteckigen Langhaus und einem östlich angebauten halbkreisförmigen, im Inneren kuppelartig ausgeformten Altarraum, der sogenannten Apsis. Beide Baukörper sind durch einen Triumphbogen miteinander verbunden. Diese Grundrissform ordnet sie zu den einfachen romanischen Sakralbauten des 12. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit haben sich die beiden Rundbogenfenster in der Nordwand des Langhauses erhalten, ebenso das im Bogenfeld mehrfach gegliederte schmale Rundbogenportal. Die Fenster der Südseite und das in die Apsis eingebrochene Fenster hingegen stammen aus der spätgotischen Zeit des 15. Jahrhunderts. Damals erhielt auch die Eingangstür auf der Nordseite ihr heutiges Aussehen. Während des großen Feldlagers der im Dreißigjährigen Krieg 1640 sich bei Saalfeld gegenüber liegenden feindlichen Hauptarmeen der Kaiserlichen und der Schweden wurde die Kapelle durch Artilleriebeschuss beschädigt.
Erst 1682 wurden die Schäden beseitigt und das Kapellen innere wiederhergestellt. Dabei entstand die flache Holzdecke im Langhaus mit Rosettenmalereien, sowie die gesamte heute noch vorhandene Innenausstattung.
Es handelt sich dabei um die beiden Barockemporen an der Nord- und Westseite sowie um die Kirchenbänke, ferner um die Kanzel mit den gemalten Bildern der vier Evangelisten am Kanzelkorb. Die ebenfalls in dieser Zeit entstandenen und teilweise erst 1958 wieder freigelegten barocken Wandmalereien der heiligen Dreieinigkeit und des auferstandenen Christus an der Ostwand des Langhauses über dem Triumphbogen zeigen die derb rustikale, doch liebenswürdige Malweise einheimischer Handwerksmeister.
Die Sanierung am Ende des 17. Jahrhunderts geht wesentlich auf eine umfangreiche Stiftung des Herzoglich Sachsen-Saalfeldischen Amtsverwalters J. H. Engelschall zurück, dessen Epitaph in Form eines umrahmten Kruzifixes sich heute im Kreuzgang des Saalfelder Stadtmuseums, Münzplatz 5, befindet. Das in der Kapelle vorhandene achteckige hölzerne Taufgestell wurde der Kapelle laut Inschrift 1711 vom Saalfelder Tischlermeister Hans Loser geschenkt.
Im Jahre 1922 fand eine größere Renovierung des Kapelleninneren statt, die unter der Leitung des damals geschätzten Saalfelder Kirchenmalers Eduard Holzhey stand.
Weitere Restaurierungsarbeiten folgten 1958, bei denen u. a. Reste spätgotischer Raumfassungen nachgewiesen und freigelegt wurden.
Die letzte umfassende und grundlegende Sanierung wurde 2000 abgeschlossen. U. a. wurde die Gebäudegründung gesichert, im Innenraum die Ausmalung restauriert, das Gestühl neu geordnet und eine Bankheizung eingebaut.
Die Kirchenfenster wurden durch Austausch der alten Verglasung gesichert.
Dr. Gerhard Werner

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